
Kongress
S-21 - Psyletics - Hochintensitätstraining (HIT) für Patienten mit paranoiden Psychosen
- 17.09.2022 | 15:30 - 17:00
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Messegelände - Raum 14b
Kurzbeschreibung
Grundlagenseminar (ohne Vorkenntnisse)
2 Unterrichtseinheiten / Fortbildungspunkte
Beschreibung
Sporttherapie stellt neben anderen additiven Therapien eine wichtige Säule in der Behandlung von Psychose-Patienten dar. Denn leider scheint antipsychotische Medikation zwar psychotische Symptome wie Wahn, Halluzinationen und Ich-Störungen effektiv zu beeinflussen, während Negativsymptome (u. a. flacher Affekt, schwacher Antrieb, verlangsamtes Denken, reduzierte Koordination und Psychomotorik) und kognitive Funktionen nur minimal davon profitieren (Mueser et al. 2013). Diese Negativsymptome machen aber oft den größten Teil der Krankheitslast, sowohl für den Patienten als auch für das soziale Umfeld und die Gesellschaft allgemein, aus.Vor allem die Steigerung der Ausdauerleistungsfähigkeit (Übersicht: Sabe et al. 2020), aber auch der Kraft (Übersicht: Keller-Varady et al. 2017), haben sich als wirkungsvoll zur Symptomverbesserung gezeigt. Des Weiteren führt Ausdauertraining neben Symptomverbesserung auch zur positiven Veränderung von Hirnarealen, die durch die Psychose geschädigt werden (Pajonk, 2010).
Über viele Studien hinweg zeigte sich dabei bereits, dass ein größerer Trainingsreiz (durch längere Interventionen) mit besserem Therapieerfolg in Zusammenhang steht (Firth et al., 2017). Der Trainingsreiz kann jedoch nicht nur durch die Länge, sondern auch durch die Intensität einzelner Trainingseinheiten erhöht werden.
In der Praxis ist oft die Teilnahmerate der Patienten der entscheidende Faktor für den Erfolg der Intervention. Eine Meta-Analyse von Abbruchkriterien konnte zeigen, dass höhere Intensitäten zu geringeren Abbruchquoten unter Psychose-Patienten führen (Vancampfort et al. 2016).
Die Forschungsgruppe „Psyletics“ beschäftigt sich mit der Frage, wie Hochintensitätstraining für diese Patientengruppen sinnvoll und sicher einsetzbar ist. Das Ziel ist das Erarbeiten eines Psychose-spezifischen, motivierenden und effektive Sportprogramms. Der Vortrag beinhaltet Hintergründe zur Herangehensweise, Studienaufbau, Erkenntnisse aus der bestehenden Literatur, sowie Erfahrungen aus der praktischen Arbeit mit den Patienten.